Unser Kühlschrank ist schick. Es ist so ein großer, nostalgischer. Spätestens nach Schulschluss wird er stark frequentiert.
Wusch! Wusch! macht die Tür gefühlte 200mal in der Zeit zwischen 15 und 22 Uhr. Ich rufe irgendwann vom Schreibtisch: „Immer noch nix drin!“, denn der Inhalt scheint unbefriedigend zu sein. Trotzdem räume ich regelmäßig leere Packungen aus den Tiefen. Er schreibt weder Einkaufslisten noch wirft er dem Pubertisten sein Leergut hinterher.
Wenn ich denke: ich müsste ihn mal wieder so richtig säubern motiviert er mein Vorhaben, in dem er den Holundersirup überredet, seinen klebrigen Inhalt aus dem obersten Fach auslaufen zu lassen. Ich habe ihn längst durchschaut.
Aber das eigentlich Kuriose: Er kommuniziert.
Sämtliche Besucher lassen von ihrem Platz aus wild die Augen kreisen, wenn er loslegt. „Keine Angst, das ist der Kühlschrank“ beruhige ich dann meine Gäste.
Was sich anfangs lediglich anhörte wie knabbernde Mäuse wurde irgendwie dann doch....spooky. Immer wieder zaubert er uns Fragezeichen auf die Stirn . Damals rief mein Ältester. „Wir bekommen ein Fax!“ Erwartungsvoll lag er dann auf dem Küchenboden und schielte unter den Gorenje.. (Es kam dann aber doch nix).
Neulich meinte der Jüngste, erst noch bemüht, die witzigen Geräusche einzuordnen: „Super Mario sammelt Münzen!“ Ha! Genau. Ding Ding Ding machte der Kühlschrank im Sekundentakt und gab dann wieder Gas. Ich rief: Schalten! Aber er zog mit 80km/h im 2. Gang seine Runden.
Inzwischen kann er das Öffnen der Balkontür imitieren. Mehrmals bin ich aufgesprungen, um zu gucken, wer da von hinten ins Haus eindringt. Dann stehe ich verwirrt in der Küche und fühle mich veräppelt. Welche Sprache spricht er? Arabisch? Latein? Klingonisch? Wir verstehen ihn nicht. Leider. Vielleicht ist es eine Bauanleitung für einen Raumgleiter aus dem Weltall? Kennt sich jemand aus?
Auch der Herd nervt gewaltig. 10min. Brötchen aufbacken, anschließend 45min. lautstark kühlen.
Und die Brotmaschine? Kreischt so entsetzlich, dass meine Jungs Lose ziehen, wer das Brot schneiden muss. Tut mir der Kühlschrank noch leid- wer will schon ständig unverstanden sein?- habe ich zum Geschirrspüler abgrundtiefen Hass entwickelt. Irgendwann hat er mir das 2.Mal innerhalb einer Woche eine Überschwemmung beschert. Dabei war er nicht mal angestellt! Hat meinen Tiefschlaf genutzt, um Wasser zu ziehen und es dreist in die Küche zu pumpen. Morgens um 6 klingelte der Wecker. Patsch Patsch bin ich mit verschlafenen Augen in die Küche getappt. Oh. Mein. Gott. 40qm unter Wasser. Ich habe mir Gummistiefel angezogen und Schulstullen geschmiert. Das Wischen kostete mich und meinen Ältesten 3 wertvolle Stunden. Bei der 2. Flutung war ich nicht mehr amüsiert. Eine Sintflut? Nur für mich? Was hatte ich getan?
Von Herd, Brotmaschine und Geschirrspüler hab ich mich getrennt. Keine Träne hab ich vergossen. Naja doch, beim Bezahlen der neuen Geräte tropfte es dann doch aus den Augen. In diesem Moment zetert ohrenbetäubend der Kühlschrank. IIIIIIIIIuuuuu iu iu iiiiuuuuuuuuuuuuuu. Resigniert lasse ich mich aufs Sofa fallen. Bleib locker!!!! DU darfst bleiben!