Pro Seniorenpflege/ Sozialstation Wusterhausen

Versorgen, heilen, Seele streicheln. Hinter den Kulissen der Sozialstation Wusterhausen

Vor der weit geöffneten Tür zu den Räumen der Sozialstation eine kleine orange Wolke. Aufgeregtes Geschnatter. Was ist denn hier los? Die Schwestern in ihren leuchtenden Kitteln husten und lachen: Anke versucht uns auszuräuchern. Und tatsächlich wabert aus dem Inneren ein starker Weihrauchduft. „Mein Gott, ich hab doch nur ein Räucherstäbchen angemacht!... Nun kommt wieder rein!“ ruft die Chefin aus dem Büro und amüsiert sich.

He! Wow! Ihr habt ja umgebaut! Stelle ich fest. Bisher spielte sich alles hier im Empfangsbereich ab. Der riesige Tisch wirkte immer wie ein summender Bienenstock, in den die Mitarbeiter strömten, um etwas zu holen, zu bringen, zu dokumentieren, Bericht zu erstatten, Absprachen zu treffen. Um dann wieder auszufliegen und fleißig mit den Flügeln zu schlagen. Ja, gut, das klingt etwas kitschig, aber das Brummen und Gewusel hab ich sofort wieder im Kopf.

Jetzt jedenfalls prangt an der Stelle ein großer moderner Empfangstresen und die Bienen verziehen sich. Und es herrscht plötzlich: Ruhe. DAS hab ich hier so noch nie erlebt. Und weil für heute der monatlich stattfindende „interne Qualitätszirkel“ anberaumt ist und die orange Wolke sich nun oben um den großen Tisch versammelt, hat Anke Schulz Zeit, mir ausführlich zu erzählen, wie ihr Betrieb funktioniert.

Oder besser Verein. Denn die „Pro Seniorenpflege im Land Brandenburg“ ist ein eingetragener Verein. Dieser hat 4 Standorte mit jeweils einem Heim, einer Sozialstation und einer Begegnungsstätte. In Wusterhausen startete man 1996 mit nur 2 Schwestern. Die Räume befanden sich damals noch im Heim in der Borchertstraße. Als Anke die Leitung der Sozialstation 2006 übernahm, gehörten 7 Mitarbeiter zum Team. Heute sind es knapp 30 und der Sitz ist an der Schifffahrt.

Nicht ohne Stolz merkt Anke an: Wir sind mit 11 Fachkräften sehr gut bestückt! Und wir haben eine Schwester mit Paliativausbildung, eine weitere macht gerade die Ausbildung dazu. –Überhaupt haben wir einige Mitarbeiter, die bei uns anfangen und eine Fortbildung bezahlt bekommen. Zum Team gehören noch mal genauso viele Pflegehelfer, dazu kommen Hauswirtschafterinnen, eine Demenzbetreuung und eine Verwaltungshilfe. Eine fehlt sagt Anke und guckt zählend immer wieder auf ihre Liste. Naja...DU! Ach ja, ich. Sie lacht.

Das ist gar nicht so einfach bei so vielen Frauen!!??? Sie hebt beschwörend den Finger. Manchmal knallts! Anke lacht laut. Aber dann isses auch wieder gut. Wir mögen uns. Ich hab ein tolles Team. Alles Frauen? frag ich. Ach nee, 2 Prinzen haben wir dabei! Und die werden von uns gehegt und gepflegt! Beteuert sie und hebt noch einmal beschwörend den Finger.

Man macht sich als Außenstehender ja keine Gedanken über die Abläufe in so einer Sozialstation. Von der Maschinerie, die da im Hintergrund läuft. Aber wenn man auch nur ein paar mal kurz eintaucht -und das konnte ich, als ich im letzten Sommer das Filmchen für die Website gedreht habe- bekommt man Respekt vor dieser logistischen Meisterleistung.

Mit einem Anruf geht’s los: Meine Mutter wird immer vergesslicher. Letztens hat sie den Herd angelassen. Wir fürchten, sie ist dement. Das wäre wohl der Klassiker. Aber natürlich gibt es unzählige andere Angebote, mit denen die Sozialstation helfend einspringt. Hilfe im Haushalt, beim Einkauf, bei der Körperpflege. Besorgungen, Begleitung zum Arzt, zum Friedhof, zur Apotheke.
Und das Alter spielt keine Rolle. Manchmal braucht auch ein junger Mensch Unterstützung nach einer OP (z.B.): Verbandswechsel, Injektionen. Da ruft dann meist das Krankenhaus oder der Arzt an. Aber Sie können und dürfen sich natürlich auch selbst Rat bei Anke oder ihrer Stellvertretung (Birgit Tilger) holen. Anruf genügt. Dann kommt jemand zu Ihnen nach Hause oder Sie fahren mit Ihrem Angehörigen in die Station.

Dann erfolgt eine Beratung zu den Möglichkeiten und mit Ankes Hilfe wird ein Antrag bei der Krankenkasse eingereicht. Die schicken dann einen Gutachter vom medizinischen Dienst und entscheiden, ob und welcher Pflegegrad bewilligt wird. Ich glaube, der ständige „Kampf“ mit den Krankenkassen bzw. diese Unmengen an Papierkram und Dokumentationen verursachen die größten Stöhner bei Allem und AlleN, denn auch die Schwestern müssen täglich ganz genau festhalten, was sie wann wie wo bei wem getan haben. Ein enormer Aufwand.

Wenn die Krankenkasse ihr OK gab und mit dem Arzt alles abgestimmt ist wird der Patient einer Tour zugeteilt. 14! Touren gibt es rund um Wusterhausen, Neustadt und in sämtliche umliegende Gemeinden. Morgens um 6 ist Treffpunkt im...ich nenn es einfach noch mal Bienenstock. Dann schwärmen alle aus mit ihren kleinen weißen Flitzern mit der hellgrünen Aufschrift.

Jeder hat seine eigene Tour, die immer freitags aktualisiert wird. Bis gegen Mittag alle wieder eintrudeln wurden Patienten gewaschen, gepflegt, Frühstück bereitet, Medikamente verteilt, Verbände gewechselt, der Haushalt erledigt usw. Und natürlich geplauscht und ein bissl die Seele gestreichelt. Die Patienten warten auf „ihre“ Schwestern. Sie sind oft ihre Bezugsperson und vertrauen ihnen Dinge an, die sie ihren Angehörigen nicht sagen können oder wollen. Und alle sind froh, dass es uns gibt. Die wenigsten wollen doch ins Heim und lieber zu Hause sein, so lange es geht.

Trotzdem vereinsamen alte Menschen oft und wenn möglich raten wir zu einer Tagesbetreuung. In Dreetz und Kyritz gibt es ja so Einrichtungen. Und wer kann geht in die Begegnungsstätte. Frau Rodau z.B. zerrt gerade ihren Rollator aus der Tür vom gegenüberliegenden Wohnblock. Anke springt auf und läuft über den Hof, um zu helfen. Beim Blick in den Treppenflur muss ich schmunzeln. Wo man sich früher fluchend an Kinderwagen und Fahrrädern vorbeischob verhakeln sich heute Rollatoren und Rollstühle. Demografischer Wandel.

Frau Rodau jedenfalls hat sich flott gemacht und ich bewundere ihren schönen, dezenten Lippenstift. Sie bekommt rote Bäckchen und wirkt verschämt wie eine 16jährige. Heut ist Geburtstagsrunde in der Begegnungsstätte freut sie sich und schwebt von dannen. Anke erklärt: Dort kann man Handarbeiten machen, Skat spielen. Der Chor trifft sich, es werden Ausflüge organisiert, Infoveranstaltungen...

Und der Wohnblock? Gehört der auch zum Verein? frag ich und Anke nickt. 10 Wohneinheiten sind hier vermietet. Es ist kein betreutes Wohnen im klassischen Sinn, denn die Bewohner sind noch recht selbständig. Aber alle Wohneinheiten sind mit einem Sicherheitssystem ausgestattet.

Ich schweife schon wieder ab. Herrje! Wenn gegen Mittag alle wieder da sind gibt es ein großes gemeinsames Frühstück mit allen Kollegen. Und dann fahren die weißen Flitzer auch schon wieder vom Hof. Bssst...bssst...bssst...Sie holen Mittagessen aus der Küche des Heims und schwärmen erneut in alle Richtungen aus zu den Patienten. Bsst...bsst...bsst. Das ist wirklich ein witziges Bild! Alles geht ganz schnell und routiniert. Jeder weiß genau, was er zu tun hat. Bienen halt.

Und wenn dann die Medikamente für den nächsten Tag gestellt sind und jemand zur Apotheke war und alles dokumentiert und vorbereitet ist für den nächsten Tag...trudelt der Spätdienst ein. Auch der fährt bis abends gegen halb 9 mehrere Touren. Jeden Tag. Bei jedem Wetter und Feiertag. Und: Wir haben 24 stündige Rufbereitschaft! merkt Anke an.

Eins noch: Was ist denn nun aber ein „interner Qualitätszirkel“? Unser Verein hat ein Handbuch erstellt. Einmal im Monat besprechen wir Neuerungen, pflegerische Dinge, Standards, neue Dokumente usw. Die Mitarbeiter werden nach ihrer Zufriedenheit und Problemen befragt, und natürlich auch Kundenmeinungen gehört.

Und während ich die Maschinerie und Logistik bewundere kommt ein Anruf. Kollegin krank. Die zweite heute. Und noch ein Anruf aus der Werkstatt. Einer der Flitzer braucht neue Bremsen. Wird erst nächste Woche fertig. Tja. Und ZACK ist der schöne Plan wieder hinfällig. Aber aus der oberen Etage: herzliches Gelächter. So lange alle gut drauf sind ist doch alles in Ordnung, freut sich die Chefin. Und da hat sie wohl recht.

Kleine Anmerkung der Redaktion: Beim Filmdreh im letzten Sommer war ich angetan von dem Team um Anke Schulz. Alle wirkten sympathisch und locker. Und diese Leichtigkeit übertrug sich auch auf die Patienten. Der Umgang war liebevoll und erfrischend. Schön. Wirklich schön.

Schaut euch das Video an. Ich glaube es ist mir gelungen, das einzufangen, was die Sozialstation in Wusterhausen ausmacht. Ich hoffe, ihr braucht sie nicht. Aber falls doch: Ihr seid in sehr guten Händen.

https://www.facebook.com/kultich.dasmagazin/videos/1390363274373919/

Kontakt: Pro Seniorenpflege Sozialstation Wusterhausen Pflegedienstleitung: Anke Schulz Schiffahrt 6-8 16868 Wusterhausen/D.

fon: 033979/50926 Mail: soz.wusterhausen@pro-seniorenpflege.de