Schlöffel- Planen
Dannenwalde. Das ist da links weg auf dem Weg nach Wittstock. Ich sehe das Schild quasi vor mir und fahre los zu meinem Termin mit Rico Schlöffel. Irgendwann unterwegs werde ich unsicher. Gucke auf die Karte. Ooooch nööö. Ich Idiot! Richtung Pritzwalk ist der Wegweiser in das kleine Dorf. Und so rumpel ich quer durch die Pampa durch kleine Orte, von denen ich -zumindest bewusst- noch nie gehört habe. Eine schöne Strecke, trotzdem unsinnig.
Nun ja. Auch in Dannenwalde war ich noch nie. Nicht leicht zu finden ist dann auch das Firmenlogo von »Schlöffel- Planen«. Ich muss noch mal anrufen.
Rico Schlöffel kommt mir aus dem blauen Dunst seiner Halle entgegen und amüsiert sich ob meines Umweges. Ich wunder erstmal: »Boah! Ist das blau hier drin! Ist das gesund? Was ist das?« Rico zuckt die Schultern. »Der Qualm entsteht beim Verschweißen der Bahnen. Soll aber nicht schädlich sein.« Aha. Naja, wenn er meint? Es riecht nicht mal unangenehm…nur halt… chemisch irgendwie. Plaste.
Und schon sind wir mitten in einer Führung. Ich bin neugierig. Schaue einem älteren Herrn über die Schulter, der geschickt ein Stück Plane unter der Industrienähmaschine durchzieht. »Na da würde ich durchdrehen!« sag ich zu ihm. So ein schwergängiger Frickelkram…Respekt. Was wetter ich regelmäßig mit meiner Nähmaschine! Aber DAS hier? Das Ganze wird eine Abdeckung für eine Hängerkupplung an einem LKW, der draußen steht und zu dem der ältere Herr immer wieder zum Anpassen hinaus geht. Auf seinem Tisch liegen Zeichnungen und Skizzen.
Der „ältere Herr“- und er möge mir das verzeihen- ist Ricos Vater und Seniorchef. Sozusagen. Denn eigentlich ist Rico seit Ende 2020 „alleinverantwortlicher Geschäftsführer“. Papa hilft weiter mit.
»Es war immer klar, dass ich mit einsteige und irgendwann übernehme« erzählt Rico und zuckt die Schultern. Ich kann an seinem Gesichtsausdruck nicht ablesen, ob das nun Fluch oder Segen war. Aber Rico erzählt schon weiter und zeigt auf die uralten Meisterbriefe an der Wand. »Den Familienbetrieb gibt es mindestens seit 1890. Für die Zeit davor gibt es leider keine Belege. Damals war das hier eine reine Sattlerei. Uropa und auch Opa arbeiteten vor Allem für die Neustädter Gestüte und natürlich mehr mit Leder. Riemen, Sattel, Siele und solche Sachen.«
Aaaah! Jetzt verstehe ich auch den Zusammenhang zwischen den beiden handgefertigten Ledertaschen, die Rico mir vorhin zeigte. »Die sind noch von Opa« hatte er gesagt. SelbstgeNÄHT vom Opa. Verstehe. Cool.
In den 50er Jahren reagierte der Handwerksbetrieb auf die erhöhte Nachfrage nach Planen. (Für Traktoren und Anhänger, nach Bezügen für Fahrzeugsitze usw.)
Mit der Wende übernahm Ricos Vater vom Schwiegervater die Geschäfte. Ließ kurz darauf eine große, moderne Fertigungshalle bauen. Damit konnte man eine noch größere Produktpalette anbieten. Und auch riesige Planen für PKW- Anhänger bis hin zu Sattelaufliegern „konfektionieren“. (Tatsächlich heißt der Beruf, den dann auch Rico erlernt hat: Technischer Konfektionär. Noch nie gehört. Was es alles gibt!)
Roland Schlöffel manövrierte die Firma durch die schwierige Wendezeit. Bewies Ausdauer, handwerkliches Geschick und überzeugte durch sein Können. Er legte den Grundstein für den Handwerksbetrieb »Schlöffel- Planen« in seiner heutigen Form und mit seinem heutigen Erfolg.
Rico erzählt mit Stolz und -ich würde fast sagen- Ehrfurcht von seinem Vater. Sagt dann aber grinsend: »Mann, aber manchmal hat das auch ordentlich geknallt zwischen uns!« Das bleibt wohl nicht aus, wenn die alten Hasen sich von Grünschnäbeln belehrt fühlen. Und das, was sie jahrelang aufgebaut haben, so langsam abtreten sollen. Nur eine Vermutung. Aber jaa, mir würde es auch so gehen.
Rico stieg jedenfalls 2003 mit ein. Er hatte nicht nur die Ausbildung absolviert, sondern brachte auch Know- How aus der Werbebeschriftung mit. Heißt: Man kann sämtliche Planen auch beschriften oder digital bedrucken lassen.
Ok. Ihr „beplant“ LKWs. Klar. Was noch? «Im Grunde stellen wir alles her, was man in Industrie und Landwirtschaft braucht an Abdeckungen, Hauben, Vorhängen, Planen. Wetterschutz, Sichtschutz. Und im privaten Bereich eben auch für Haus und Garten.«
Und jetzt Achtung!, ich zähl mal auf:
- Zeltwände für Terrasse, Balkon, Carport, Wohnmobil Dach- und Seitenplanen für Pavillons Abdeckplanen für geräte und Materialien (zB Gartenmöbel, Holzmieten) Abdeckungen für Pools und Teiche Schiebevorhänge als Sicht- und Wetterschutz Rollvorhangsysteme Sichtschutz für Zaunanlagen Beschriftung/ Beklebung/ Abdeckungen von Fahrzeugen, Motorrädern Schilder, Werbeplanen Uuuuund so weiter.
Wissta Bescheid.
»Aaaah…und was ist mit nem Dach für meine Hollywoodschaukel?« freue ich mich über meine zündende Idee. Nervt mich seit Jahren… Hab ich da ein ganz leichtes, nervöses Zucken in seinem rechten Auge gesehen? Doch, doch! Hab ich. Er lacht. »Grundsätzlich schon. Aber das ist einfach Arbeit, die keiner bezahlen will.« Das leidige Thema. Verstehe.
»Und wenn ich nen Windschutz für meine Terrasse will, zB. (Ich geb noch nicht auf!) und einen speziellen Farbwunsch hab…? « »Zwischen weiß und schwarz ist alles möglich.« antwortet Rico routiniert und breitet den Farbfächer vor mir aus. Ich setz noch nach: »Und wenn auf dieser Plane dann noch mein Name stehen soll…«Er nickt und grinst….»Uuuuund…ein Einhorn!?« »Alles. Sogar mit Fenstern.« Satz und Sieg.
Und dann gehen wir noch mal ne Runde. Er zeigt mir seinen riesigen Plotter und ich muss lachen. Mein Minigerät passt in jede Handtasche. Für mich wirft er dann auch noch mal das Gerät an, das in kurzer Zeit die ganze Bude vollblökert. Er zeigt mir, wie die Planen verschmelzen. HOCHFREQUENZSCHWEIßAUTOMAT ist die korrekte Bezeichnung. Aha.
»Was saugt denn der Kollege eigentlich immerzu?« frage ich und grüße in Richtung Halle, in der ein junger Mann schon wieder den Staubsauger hinter sich her zieht. »Na beim Verschweißen entstehen so Flocken…die müssen natürlich weg, bevor wir die nächste Plane ausbreiten.« Ah, ok. Verstehe. »Das ist Mohamad. Er stammt aus Syrien und arbeitet seit August letzten Jahres bei uns. Das war reiner Zufall. Und das Beste, was mir hätte passieren können.« Er ist voll des Lobes über seinen Mitarbeiter.
Der Hof ist ein bissl verwirrend. Halle, Folienlager, Büro, Schneideraum, antike Maschinen, neue Technik … Ich seh kaum durch. Und zwischendrin Mutter Karola in Töpfen rührend. »Was gibts heute?« frag ich und guck ihr über die Schulter. »Soljanka« Leeeecker. Was würde ich darum geben, wenn ich jeden Tag ein Mittagessen hingestellt bekäme! »Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen!« sage ich mit gespielter Schärfe in Richtung Rico und Karola lacht. (Derzeit ist sie zur Kur (Reha?). Da werden die Männer ihre Kochkünste wieder zu schätzen wissen, wenn sie zurück ist. ;-)
Und dann kommen wir zum eigentlichen Grund meines Besuches: Rico überlässt mir einen großen Karton mit Folien. Sämtliche Farben für meinen Miniplotter. Bestimmt lacht er permanent über meine Spielereien. Meine beklebten Gläser, Tassen, Vasen. Immerhin: Eine kleine Autowerbung hab ich auch schon mal angebracht. Aber das Feld überlasse ich lieber den Profis. ;-)
Der Karton jedenfalls ist für mich Goldstaub und ein bissl wie Ostern und Weihnachten. Folien sind schw…teuer! Und dafür musste ich euch doch wenigstens von ihm und seinen „Machenschaften“ im beschaulichen Dannenwalde erzählen. Oder nich? :-)
Vielleicht fällt euch auch was ein. Also irgendetwas, was ihr brauchen könnt und wo ihr gerade dachtet: Aaaaah! Das ist DIE Idee!
Und -fast vergessen- Rico sucht noch einen Mitarbeiter, der das Team unterstützt!
So dann!
Rico Schlöffel Schlöffel- Planen 16866 Gumtow/ OT Dannenwalde Dannenwalder Dorfstraße 23
fon: 03397/550 243 mail: info@schloeffel-planen.de www.schloeffel-planen.de
Öffn.zeiten: Mo-Do 7.30-16Uhr/ Fr 7.30-14Uhr