Kulinarisch um den Globus

Barrique. Oder: Kyritzer Schlaraffenland

Oh. Mein. Gott.

Wo fang ich an. Ich könnte nur so sprudeln. Wie ich das immer tue, wenn ich von etwas begeistert bin.

Nur ungern verlasse ich ja mein Nähzimmer für Außentermine. Aber auf den heutigen habe ich mich gefreut. Andreas Heine hatte mich eingeladen. Er betreibt seit Kurzem einen Laden in Kyritz. Barrique nennt der sich und ist ein Franchise- Unternehmen mit Sitz bei Hannover. Seine „Filiale“ ist Nummer 33 in Deutschland. Die Produktpalette reicht von ArtischockenBruschetta bis Zitronenpfeffer. Wein, Grappa, Whisky …Käse, Kaffee…alles delikate Exclusivprodukte. Aber das erzähl ich später. Ich muss erstmal was essen. Hab mich hungrig geguckt und genascht.

Der Inhalt meines Kühlschranks wirkt enttäuschend. Was hatte ich erwartet? Schließlich komme ich direkt aus dem Schlaraffenland. Was soll mir da mein Kühlschrank anbieten, was auch nur annähernd meinen Appetit befriedigt? Ok. Marmeladenbrot also. Seufz.

So. Jetzt aber. Andreas und ich treffen uns bewusst an einem Montag, weil der Laden dann geschlossen ist und wir uns ungestört unterhalten können. Tatsächlich herrschte hier letztens ein Kommen und Gehen. Und nicht nur Andreas, sondern auch seine Mitarbeiterin waren durchweg beschäftigt und hatten keine Zeit für einen Plausch. Jaaa, ich war fast bissl überrascht. In Kyritz?!

»Am Außenbild soll noch was gemacht werden«, sagt A.Heine, während er aufschließt. »Farbe, Markisen…« Aber ich finde, das sieht schon jetzt total stimmig und passend aus. So nostalgisch und einladend! Als hätte der Laden genau auf diese, seine Bestimmung gewartet! Und wenn die Tür dann weit geöffnet ist, das Licht auf all die Karaffen und Gläser fällt, fließen Straße und Raum ineinander. Ach, ich kann so poetisch sein!

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Die Einrichtung trifft meinen Geschmack. Modern, durchdacht, klar und doch warm. Während Andreas uns einen Kaffee kocht, schiebe ich zwei Stühle hin und her und suche das richtige Plätzchen für unser Gespräch. Letztendlich bin ich mit dem Blick von der oberen Treppe nach unten in den Laden ganz zufrieden. »Hier hab ich ja auch noch nie gesessen«, lacht Andreas. Jaaaa, immer mal die Perspektiven wechseln!

heine

Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Habe über sein Hotel geschrieben und über die Kleinsthäuser an der Kyritzer Stadtmauer. Dass er als Hotelier nicht mehr glücklich war (welcher Gastwirt ist das heute noch?), wusste ich. Auch, dass er kurzzeitig als Wirtschaftsförderer im Rathaus tätig war. (Als Unternehmer in der Verwaltung … War dann doch keine so gute Idee.) Dass er das Hotel abgegeben hat, bekam ich nur am Rande mit und von dem Laden, den er nun betreibt, nur durch Zufall. Darum muss er mir nun alles ganz genau erzählen.

Keine Angst, ich spule ein Stück vor an die Stelle, wo es um das „Wie weiter?“ geht. Was, wenn es keinen Nachfolger fürs Lebenswerk gibt? Wenn die Zeit bis zur Rente zu weit ist, um bereits die Füße hochzulegen und zu kurz, um so ganz bei Null anzufangen? »Ich bin ja nun auch schon etwas älter… Da fängt man nicht ganz vorn vorne an« Er lacht. Andreas war immer ein Macher. Keiner, der resigniert oder die Füße hochlegt.

Also beschäftigte er sich irgendwann auch mit Franchise- Angeboten. Franchise bedeutet, man übernimmt ein bewährtes Konzept, Einrichtung, Produktpalette, Marketing-Strategie des Anbieters.

»Du glaubst gar nicht, was da alles angeboten wird, wenn du recherchierst! Ich hatte irgendwo ein falsches Häkchen gesetzt und dann gings los bei Hundebestattungen bis Kaffeeroboter…« ich stelle ihn mir kurz im schwarzen Anzug vor…Nee. Geht. Gar. Nicht.

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»Ich bin dann irgendwann auf Barrique gestoßen und fand das Angebot gut und die Bedingungen fair.« erzählt Andreas und fügt an: »Naja und im Grunde war das nicht so weit weg von dem, was ich bisher gemacht habe. Als Gastronom habe ich mich schon immer mit guten Produkten beschäftigt. Gute Weine…Lebensmittel… Whiskytastings…sowas hab ich ja regelmäßig organisiert… Und für schönen Käse bin ich nach Berlin ins KaDeWe gefahren und für Austern nach Hamburg. Z.B.«

»Hast du denn auch das Gefühl, dass die Leute jetzt mehr als früher einen anderen Bezug zu guten Produkten haben?« frag ich und er bejaht. »Sowieso in den letzten Jahren und noch mal mehr durch Corona. Viele haben das Kochen und Backen für sich entdeckt, probieren sich aus, wagen sich an Neues und achten anders auf Qualität.« Das ist auch meine Beobachtung.

»Und darf jeder irgendwo so einen Laden aufmachen? Da gibts doch bestimmt Kriterien?« »Naja, man bewirbt sich und muss dann eigentlich ein 14-Punkte-Programm absolvieren. Da ich aber kein absoluter Neuling und Quereinsteiger bin, hab ich im Grunde die ersten zehn übersprungen und bin eingestiegen beim Konzept und Produktschulung.«

Die gibt es (verpflichtend) auch weiterhin regelmäßig. Zu jedem Produkt was sagen zu können, Herkunft, Herstellung bis hin zum Einsatz und Kombinationen…Wow.

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Dann kam eine Architektin und plante die Einrichtung des Ladengeschäftes. Die hat natürlich überall den selben Stil. Also die Einrichtung. Nicht die Architektin. »Ich unterliege der sogenannten Sortimentstreue. Aber ich darf Dinge dazu nehmen. Zigarren schweben mir da noch vor, schöne Korkenzieher…Und ein Kyritzer Getränk will ich noch kreieren. Also etwas mit regionalem Bezug.«

Die Ware gehört Andreas. Das ist wichtig fürs Gefühl, sagt er. Sein Laden, seine Ware. Verstehe. Er schwärmt von dem, was er da anbietet. »Ich stehe hinter jedem einzelnen Produkt!« Würde ich auch.

Senf

Irgendwann muss ich mal aufstehen und mit Andreas an den Regalen entlangschlendern. Er sitzt nämlich vor einer Reihe von phantastisch klingenden Senfsorten und mein Blick schweift immerzu ab. Senf Trüffel, Senf Curry- Ingwer, Senf Whisky, Senf Calvados… zu Grillfleisch…Käse… Boah, ich hab nicht gut gefrühstückt!

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Und so könnte ich zu jedem Produkt unzählige wunderbar klingende Namen aufführen. Tasmanischer Bergpfeffer, persisches Blausalz, Lavendelzucker, Artischocken-Bruschetta, …

Ich versuchs mal ohne Schnörkel: Gewürze, Gewürzmischungen, Dipps, Pasta, Pesto, Reis, Risotto, Soßen, Suppe, Käse, Salami, Pralinen, Schokolade, Kaffee, Tee, Aufstriche, Fisch- fleischpasteten, Bruschetta, Cantuccini… Weine aus sämtlichen beliebten Anbaugebieten weltweit, Grappa, Gin, Whisky, Liköre, Limoncelli…Ganze 57 verschiedene Spirituosen werden dekorativ in großen Glasbehältern präsentiert. Das Coole: Du kannst dir kleine Fläschchen ab 100ml abfüllen lassen und daheim genießen. So hab ich das beim letzten Mal gemacht. Prösterchen! Je 2 Schnäpse für jeden und dann haben wir uns entschieden, den Mokkalikör unbedingt noch mal in der großen Bottle zu holen. Fand ich Klasse. Auch als Geschenkidee.

Whiskyregal

Und so kann man sämtliche Spirituosen abfüllen lassen in der Menge seiner Wahl.

Selbes Prinzip: Öle und Fruchtbalsame. Nur dass die in licht- und luftgeschützten Keg-Behältern aufbewahrt werden. Sehr empfindlich, die edlen Tropfen.

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Mir läuft selbst beim Schreiben schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Habt ihr euren schnöden Salat schon mal mit einem Himbeer-Balsam aufgepeppt? Dazu muss man wirklich kein Küchengott sein…so simpel…so phantastisch!

Überhaupt kann man bei Andreas Heine alles vor Ort probieren. »Naja gut« grenzt er ein, »den teuersten 70€-Wein würde ich jetzt nicht zum Testen aufkorken.« »Nicht? Hmm. Und den Champagner?« Er lacht. Wir testen jetzt mal das Artischocken- Bruschetta. Hammer! Mein Magen schreit nach mehr. Ich könnte alles aufreißen.

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Und dann muss ich noch sein Rüttel-A bestaunen. »So stehen die in den Weinkellern. Die Flaschen werden dann immer so ein Stück gedreht…« schwärmt er und macht gleich einmal vor.

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»Was sind Probierpakete?« Will ich wissen und deute auf den Biowein- Aufsteller. »Das sind immer Angebote. Bei uns gibts übrigens zu jedem Karton mit 6 Flaschen die siebte gratis. Auch bei allen anderen Spirituosen.« Okayyyy?

Das ist nicht der einzige Luxus, der den Kunden hier zu Gute kommt. Neben der Kundenkarte (3% Rabatt auf jeden Einkauf) gibts auch noch den kostenlosen Lieferservice für Kunden im Postleitzahlbereich (16866).

Wein zB. Kann man auch auf Kommission kaufen, was ich super praktisch finde.

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Geschenke werden schön verpackt. Hier findet ihr garantiert was Tolles! Und auch wenn ich früher- also gaaanz früher- Präsentkörbe peinlich fand…, so würde ich heute vor Freude in die Hände klatschen, wenn mir jemand sowas schenken tät! ( Könnt ihr euch mal notieren! ;–) Andreas zeigt mir grazile Flaschen, die man zu den verschiedensten Anlässen befüllen lassen kann. Zu runden Geburtstagen, Hochzeiten…»Und die gibts auch mit nem Zigarrenfach!« Witzig.

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Auch interessant und ne schöne Idee: Die After-Work-Tastings an jedem 2. Donnerstag ab 17Uhr. (Nächster Termin: 30.Juni22) »Im Grunde geht es mir dabei darum, das Konzept des Ladens vorzustellen. Die Kunden sollen nicht nur testen, sondern sich auch austauschen, ins Gespräch kommen. Wir haben das jetzt 2x gemacht und es war wirklich toll!«, schwärmt Andreas Heine.

Ok. Aber selbst wenn ihr es nicht sofort und gleich zu so einem After-Work-Tasting schafft, so müsst ihr mir versprechen, einmal eine Runde im Laden zu drehen! Testet irgendwas Leckeres, damit ihr meine Begeisterung teilen könnt! Ok?

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Und jetzt noch meine persönliche Sahnehaube: Ab sofort werde ich euch wöchentlich etwas aus dem Barrique vorstellen (Facebook, Insta). Darüber freue ich mich nicht nur, weil ich dann „dienstlich schlemmen“ darf, sondern auch, weil ich zum ersten Mal nicht undercover für Firmen die Facebookwerbung übernehme, sondern ganz offiziell und authentisch als Frau kULTich.

Aaaach, ich liebe meinen Job!

Barrique Kyritz/ Inh. Andreas Heine/ Marktplatz 18/ 16866 Kyritz

www.barrique-shop.de

Tel.: 033971-243904