Chapeau Kyritz!

Kleinstadtlust und große Pläne

YEEEEAAAAHHHH!

Wie angekündigt und versprochen berichte ich nun auch den Blog- Lesern von unserem großartigen Projekt mit der Stadt Kyritz. Und auch die Facebook- Leser brauchen jetzt nicht abschalten, denn von meinem Gespräch mit der Kyritzer Bürgermeisterin wisst ihr auch noch nichts. ;-)

Ich spul mal zurück: Im April kam die Stadt Kyritz- das klingt schon irgendwo eigenartig, oder? Anders: Doreen Wolf trat als Vertreterin der Stadt (besser?) an mich heran und berichtete mir von dem Wunsch, für Kyritz so eine Art BranchenWebsite bauen zu lassen. Eine, wo sich sämtliche Unternehmen präsentieren können, wo es Stellenanzeigen gibt und Gewerbeflächen angeboten werden. Eine, die modern und bunt und ansprechend ist. Kleinstadtflair verbreitet.

Corona bremste unser gemeinsames Brüten, aber Ende Mai war es dann soweit. Joseph kam aus dem weiten Potsdam und wir eilten ins Tourismusbüro von Kyritz, um uns anzuhören, was sich die Stadt so vorstellt. Und schon dort begannen unsere Köpfe zu rauchen. Wir sprudelten vor Ideen. Nicht nur, was die Website betraf, sondern auch das Drumherum. Wir wollten unbedingt die Kyritzer mitnehmen auf unserer Reise, sie teilhaben lassen.

Und dann ging es los. Ideen wollten aufs Papier gebracht, Schritte besprochen, die Stadtverordneten überzeugt werden. Ganz ehrlich? Ich habe Verwaltungen auch schon anders erlebt! Von Anfang an jedoch war die Stadt Kyritz offen, mutig, engagiert, arbeitete zügig »Hausaufgaben« ab, war jederzeit ansprechbar. Erteilte uns ihr Vertrauen und „ließ uns machen“.

UND!!!!: Macht den Unternehmen hier ein riesiges Geschenk! Denn das Ganze ist auch noch kostenlos! Ob das allen so bewusst ist? Spoileralarm: Nein.

Dass es sich dann doch so zog, war weder uns, noch Corona und schon gar nicht der Verwaltung geschuldet. Aber dazu komme ich noch.

Der Plan war also, eine coole, ansprechende Website zu bauen, die permanent wächst. Dass wir nicht alle Unternehmen sofort mit aufnehmen können, war schnell klar. Es gibt tatsächlich sooo viele in der kleinen Stadt! Darum der Deal: Wir starten mit 50, verlosen dann weitere „Aufnahmen“. Und das mit TamTam. Auf der Startseite werden wir in verschiedene Rubriken unterteilen. (Handel, Industrie, Dienstleistung, Handwerk, Gastro, Gesundheit…), zu denen jeweils kleine Einspielerfilmchen laufen, die typische Handbewegungen und Produkte aus der Ich- Perspektive zeigen sollen. Die Aufnahmen sind inzwischen im Kasten, denn wir waren dafür eine Woche in Kyritz unterwegs und banden den Protagonisten eine GoPro an Brust oder Stirn. (Von dem Spaß, den wir und die Mitwirkenden hatten und auch von dem Wahnsinns Feedback könnt ihr weiter unten lesen!)

Auch wird es auf der Startseite durchlaufend auflockernde fun-facts geben, von denen wir schon reichlich gesammelt haben. Sowas wie: »Unser Firmenkaffeeautomat spuckt im Jahr 340.000 mal kostenlos Kaffee für unsere Mitarbeiter aus. Das heißt: Knapp 1000 mal am Tag.« (Firma Alutrim)

Was sich dann als schwierig bis zäh gestaltete, war die Bereitschaft der angesprochenen Unternehmen. Ich war überrascht und entgeistert, niemals jedoch komplett demotiviert. Die Stadt und auch ich schrieben mit freundlichen Zeilen die Firmen an, baten um Zuarbeit und das Ausfüllen eines Fragebogens, Fotomaterial. Jaaa, einige Wenige reagierten sofort, einige später, andere auf noch weitere Erinnerungen und Telefonate. Viele füllten den Bogen mit wenig Hingabe aus. Das mit den Stichpunkten und der Beschreibung des Unternehmens hat selten bis gar nicht funktioniert. Da hätte man sich schon eine halbe Stunde Zeit nehmen müssen. Darum trugen vermutlich viele ein: siehe Website. Und ich machte dicke Backen. Ich sollte mich doch jetzt nicht ernsthaft durch die Websites von 50 Firmen wühlen und mir selber raussuchen, was wohl deren Angebot oder Philosophie sein kann?

Es war mir völlig unklar, woran das scheinbare Desinteresse lag. War den Leuten nicht bewusst, welch großzügiges Geschenk die Stadt da machte? Hatte man keine Zeit? Fehlte die Vorstellungskraft? Oder waren viele schon so energielos? Coronagelähmt?

Zwischendurch gab es Aussagen wie: Ich hab keine Zeit für sowas. Oder: Mir steht das Wasser bis zum Hals! Und da soll ich jetzt auch noch Werbung machen? Ja, nee, auf keinen Fall! Schon gar nicht, wenn die Stadt die Kosten übernimmt! Einige schimpften auf die Stadt, weil die ja nie irgendwas für die Händler macht…und so weiter.

Und ich begann zu grübeln, ob ich auf meine Bürgermeisterin in Zernitz schimpfen würde, wenn meine Firma nicht läuft.

Doreen Wolf tröstete mich immer wieder mehr oder weniger erfolgreich. Natürlich hat sie im Laufe der Jahre Erfahrungen gesammelt. Weiß mit unschönen Reaktionen umzugehen. Ich beschließe, mal an die Bürgermeisterin von Kyritz die Frage zu richten, was denn eigentlich die Aufgabe „der Stadt“ sei und woher bei einigen Bürgern dieser Unmut kommt. Und das tue ich dann auch. Keine Sorge, ich fange gleich noch mal so richtig an zu schwärmen, weil die Kyritzer dann doch begeistert mitgezogen haben. ;-)

Wir treffen uns im Rathaus, im Zimmer der Chefin des Hauses. Hohe Türen, hohe Decken. Beeindruckend. Nora Görke, seit 2001 Bauamtsleiterin und ab 2011 Bürgermeisterin hat ein freundliches, großes Büro mit Blick auf den Markt. Sogar mit Balkon. Sie raucht nicht auf ihm (und auch sonst nicht ;-) und schwingt von dort auch keine Reden. Weil sie so nicht ist. Sie lacht auf meine Frage.

Und obwohl wir eigentlich besprechen wollen, wie unser Projekt weitergeht (Ha! Ich hab schon wieder großartige neue Ideen!), berichte ich ihr erst einmal von den letzten Wochen und komme nicht drum herum, ihr auch von den Miesepetern zu erzählen. Frage an Sie: »WAS ist denn nun die Aufgabe der Stadt?« Sie nickt und schmunzelt während meines Redeschwalls und wird gedacht haben: Dafür, dass das hier ein Interview werden sollte, fühlt es sich eher nach nem Vortrag an.

Aber sie ruht in sich, lässt mich quatschen und antwortet dann souverän. Entschuldigt sich fast für die Verwaltungssprache und zitiert die Kommunalverfassung, in der steht, dass die Stadt zur Daseinsvorsorge verpflichtet und für die Infrastruktur zuständig ist. Heißt: Kitas, Schulen, Wohnraum, Straßen … Sie spricht von Aufenthaltsqualität für die Bewohner und Gäste und Gewerbetreibende … und dass da auch ein schöner, sauberer Marktplatz mit Pflasterung und Blümchen und pipapo dazu gehören.

»Kyritz ist eine schöne und lebenswerte Stadt mit viel Potential.«

Und dann schwärmt die Bürgermeisterin von ihrer Stadt. Und ihre Liste ist berechtigterweise lang. »O.K. Wenn DAS die Aufgaben der Stadt sind, könnte man ja sagen: Leute? Wir machen unsere Hausaufgaben.«

»Ja, tun wir. Und dazu gehört ja auch noch mehr. Im Grunde bereiten wir den Gewerbetreibenden und Händlern eine gute Basis, um ihr Gewerbe, ihr Geschäft gut führen zu können. Und auch „städtebauliche Missstände“« sie lacht über ihr Verwaltungsdeutsch »sind wir bemüht, zu beseitigen. Die Kleinsthäuser z.B. waren so ein Projekt. (Ich hatte dazu berichtet.) Diese abzureißen wäre falsch gewesen. Sie gehören zu Kyritz und die Sanierung hat schon jetzt einen messbaren positiven Effekt.

So etwas gehört nicht zu unseren Pflichtaufgaben, also denen der Kommune. Aber es ist auch wichtig, Attraktionen für die Stadt zu schaffen, von der alle etwas haben.

Auch das Klosterviertel soll so eine Attraktion werden. Das ist unsere Geschichte, die müssen wir weitererzählen. Wir versprechen uns davon viel. Man nennt das „Umkehrrentabilität“. Leute, Touristen wie Einheimische schauen sich den Markt an, laufen dann zum Kloster, schlendern dabei an den Läden der Innenstadt vorbei, kaufen ein, essen ein Eis…«

Ich werfe ein, dass ich letztens bei den Filmaufnahmen einen Blick von hinten aufs Gelände werfen konnte. »Man braucht schon etwas Phantasie, um sich das als Attraktion vorzustellen, oder?« Nora lacht. »Als ich 2001 Bauamtsleiterin wurde, lag dieses Projekt bereits auf dem Tisch.« Ich erinnere mich an viele Diskussionen und Kämpfe. »Ja, es gab viele Wendungen im Laufe der Jahre, und auf dem langen Weg haben wir vermutlich auch einige Begeisterte verloren, was ich sehr bedauere. Diese Planungsprozesse sind schon sehr langwierig…Ich würde es gern zum Abschluss bringen.«

»Wie ist das denn aber, wenn man auf Missmut stößt. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was man sich als Bürgermeisterin so anhören kann. Wie viel Wut einem mitunter entgegenschlägt. Und nicht jeder hat seine Befindlichkeiten ja vorher mit seiner Therapeutin besprochen und einen Rhetorik- Kurs besucht?« Nora Görke schmunzelt. »Das ist Demokratie. Und jeder darf seine Meinung haben. Ich wünsche mir sogar, dass die Leute mehr auf uns zukommen, Wünsche äußern, mitgestalten. Ideen entwickeln, diese umsetzen. Die Stadt ist gern Partner.« Ich ergänze: »Und nicht nur motzen, was scheinbar alles falsch läuft?«

So würde sie sich natürlich nie ausdrücken, aber sie nickt. »Es ist ja so, dass die Unzufriedenen einfach lauter sind als die anderen. Darum wirkt das auf Sie vielleicht so. Aber der Großteil zieht mit. Engagiert sich.« Und letztendlich trifft ja auch nicht die Bürgermeisterin sämtliche Entscheidungen, sondern die 18 Stadtverordneten. »An den Versammlungen kann jeder Bürger teilnehmen, und auch jeder Ausschuss ist öffentlich.« Außerdem gibt es die Bürgersprechstunde 1x im Monat. »Ich bin immer wieder überrascht, was da alles auf den Tisch kommt.«

Ich hake trotzdem noch mal nach: »Demokratie hin oder her. Manchmal wird man ja persönlich angegriffen, auch wenn der Bürger im Grunde die „Verwaltung“ meint. Verletzt das?« Nora Görke sagt darauf den schönen Satz: »Ich springe nicht mehr über jedes Stöckchen. Anfangs hat mich das schon sehr mitgenommen. Ich erinnere mich an Versammlungen auf den Dörfern zum Thema Straßenbaubeiträge. Da ging es heiß her. „Blöde Kuh“ war da noch das Harmloseste. Und wenn ich hinterher heim fahren wollte, dachte ich: Na? Ob die Reifen meines Wagens zerstochen sind? Aber inzwischen habe ich wohl ein dickes Fell.« Sie lacht.

Puuh. Also ICH…Nein, ich könnte das nicht. »Wie kommt man denn überhaupt auf die Idee, Bürgermeister zu werden?« Nora Görke beugt sich leicht vor und senkt die Stimme. »Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe ja schon vorher hier in der Verwaltung gearbeitet und dachte unter dem alten Bürgermeister: Das kann ich besser.« Ihren Satz würde sie am liebsten zurücknehmen, aber letztendlich hat sie doch recht. Und etwas bewegen zu wollen - oder mehr bewegen zu wollen, und sich dann vor die Karre zu spannen, ist doch nur bewundernswert.

»Unsere deutschen Ansprüche an Verwaltung werden oft als nervend empfunden. Aber andersrum verlangen wir umgekehrt genau diese Genauigkeit. Spätestens wenn sich Nachbarn um eine Grundstücksgrenze streiten, um Wegerecht usw.« Jaaaa, da hat sie recht.

Kinder sind da ja unbedarfter. Guckt euch den Wunschzettel von Kyritzer Grundschülern an! Ich habe herzlich gelacht. Ob es jemals Burger King oder Mc Donalds in Kyritz geben wird, ist fraglich und vielleicht auch nicht so erstrebenswert. Kostenlose Villen für alle, drei Wochen früher Zensurenschluss oder jeden Tag schulfrei sind allerdings ernstzunehmende Hinweise. Göttlich!.

Ich weiß nicht, wie sie so als Chefin ist ;-), aber Kyritz kann sich sehen lassen. Ich wünsche Nora Görke noch viel gute Energie, ihre Ideen zu verwirklichen, Projekte umzusetzen, starke Partner, Rückenwind. Und von den Bürgern aktives Engagement. Eine Stadt lebt von den Menschen, die in ihr wohnen. Wenn man sieht, wie viele Touristen allein mit dem Wohnmobil anreisen, bekommt man eine ungefähre Vorstellung von der Außenwirkung der Stadt.

Liebe Kyritzer, seid stolz auf euer Heimatstädtchen. Ihr habt allen Grund dazu. Und ich, die ich bisher nur wenig mit Kyritz verbunden habe, war schwer begeistert nach unserem Filmdreh. Was sich nämlich als erst sehr zäh anfühlte, entwickelte sich zu einer emotionalen, kraftvollen Welle, auf der alle Beteiligten mit schwammen.

Und so schwärme ich von dem, was uns in den Firmen und Läden begegnete. Ganz viel Freude, Begeisterung, Spaß! Vielleicht war es unsere humorvolle Art, vielleicht die witzige Abwechslung vom Alltagsgeschehen, das Staunen, dass Mutter und Sohn so gut zusammen arbeiten, vielleicht die Idee als solche, der frische Wind, den alle schnuppern…aber vermutlich eine Mischung aus Allem.

Wir waren am Ende eines jeden Tages völlig erschossen von dem ganzen Input und Eindrücken, Geschichten, Anekdoten, Firmenphilosophien, Abläufen, die wir verstehen wollten. Immer höchste Konzentration, alles aufsaugen, die Uhr im Blick behalten, weiter zum Nächsten…Joseph hat treffend formuliert: Das war wie ein 45minütiges Praktikum in sämtlichen Firmen der Stadt.

Aber wir waren glücklich. Und nicht nur wir, sondern auch unsere Akteure. Das Feedback bei Facebook war überwältigend! Jeden Tag verfolgten 4000 Leser unsere Beiträge. Unternehmer aus anderen Orten wären gern dabei gewesen, guckten neidvoll auf Kyritz. Einheimische wie inzwischen in weiter Ferne Lebende lobten, schrieben: Wow! Und das in Kyritz! In meiner alten Heimat! Und Kyritzer: He! Frischer Wind weht durch die Gassen!

Genau. Frischer Wind. Wir wollen ihn nicht ungenutzt weiterziehn lassen, wir werden ihn schüren und uns tragen lassen. Und wir brauchen euch. Euch alle!

In Vorfreude auf die weitere Arbeit und voller Zuversicht, dass ihr uns unterstützt… Herzlichst Katrin & Joseph Ribbe

Und wer unsere Rundreise nicht bei Facebook mitverfolgt hat, kann hier gern noch einmal dabei sein. ;-)

Tag EINS:

Wir beginnen morgens um 8Uhr mit Wellness bei Tiffany. Wir hätten gern ein Frühstück bei Tiffany, aber hier wird Sport getrieben. Wahlweise wird man hier übrigens auch geturnt. ;-) Am Interessantesten finde ich die EMS- Geschichte. So ein Abo wäre echt verlockend.

Aber wir sind zum Arbeiten hier. Wobei…wir filmen nur. Schwitzen wird die Chefin. Und Kathrin gibt alles. Mit der umgeschnallten Kamera für verschiedenste Einstellungen muss sie laufen, heben, rudern. Frische rote Wangen hat sie hinterher. Als wäre sie vom Joggen reingekommen. Wir haben Spaß.

Den zweiten Besuch statten wir Cornelia Rieger ab in ihrem Laden »Stilbruch«. Kurz vor Öffnung helfen wir beim Dekorieren vorm Geschäft, zotteln Ständer und Deko von A nach B. Oh Gott, bloß nicht umsehen hier! denke ich immerzu, denn mit Sicherheit würde ich mit nem Arm voller Klamotten hier rausgehen. Sehr stilvoll. WOW! Und so viel Platz! Das ahnt man von draußen gar nicht! Trotz aller Bemühungen springen mich auch aus dem Augenwinkel schöne Teile an. Wir initiieren wenigstens einen Beratungskauf und ich nehme mir vor, mit Zeit wieder zu kommen.

Dritter Halt: Andreas Heine. Kyritzer Landhotel. Das ist auch der mit den Kleinsthäusern. ;-) (Kennt ihr aus dem Blog, ge?) Auf ihn hab ich mich am meisten gefreut. Er hat meinen Humor. Wir flachsen erstmal mit ein paar Gästen, die E- Bikes bei ihm mieten. »Die Leute hier sind so nett«, meint der Herr und wir gucken uns groß an. Ehrlich? Ich zuck die Schultern. »Bestimmt waren sie vorher an der Küste?« Und so geht das weiter. Wir spinnen viel und ich finde es fast schade, dass Joseph später den Ton rausschneiden wird. Das wäre Comedy- de luxe. Ich kriege die Go-Pro umgeschnallt und fahre das erste Mal in meinem Leben E- Bike. Genial! »Kannst eins kaufen«, schlägt Andreas vor. Beim nächsten Mal.

»Könntest du bitte noch ein Stück Hecke schneiden fürs Video?« Heines Hof ist sooo schön! Als Andreas mit der elektrischen Schere kommt, zeigen wir auf den riesigen Gummibaum. Bestimmt 50Jahre alt. »Fangen wir hier an!« Aber der Herr Heine wehrt sich. Tzzzz. Und so einigen wir uns auf die Lorbeerhecke an der Straße. Herrlich, wie Vorbeifahrende gucken. Jaaa, mit so einer Kamera auf dem Kopf und ner Heckenschere … und zwei Schlaumeiern daneben … das ergibt ein schräges Bild.

Vierter Halt: Seven Sundays. Jürgen Herlth. Noch nie gesehen, den Laden. Pfui. Dabei sieht der so herrlich frisch und geschmackvoll und klar und lichtdurchflutet aus! Hier verspricht der Händler hochqualitative Matratzen und Schlafberatung und so. Professor Dietrich Grönemeyer (Bruder vom Herbert) ist medizinischer Berater der Marke. Hört! Hört! Irgendwas mit: 30 Tage im Laden Probe- Schlafen oder so. Hab ich nicht mehr so ganz mitbekommen, denn ich darf mich auf eine der Matratzen betten und schlafe sofort ein. Ist DAS herrlich? Ich schwöre, ich hab noch nie so gelegen! Der Preis ist sportlich, zumindest für meinen derzeitigen Geldbeutel. Und trotzdem: In guten, erholsamen Schlaf zu investieren, kann nicht falsch sein. Ich seufze.

Wir bekommen auch noch einen Kaffee und ne „Staubsauger- Präsentation“. Vorwerk. Wir müssen uns zwingen, den Laden zu verlassen. Hunger rettet uns. Joseph bekommt ein Reisekopfkissen zum Probeliegen mit. Dankeschön :-)

Daheim: Wir sind völlig hirnbrei. Vollgestopft mit Informationen, haben so viel geredet wie sonst in einer Woche, aber auch so viel gelacht wie in der selben Zeit, haben ein Sport- Abo abgeschlossen, ein E- Bike, ne Matratze und nen schickes Kleid erworben und müssen nun die nächsten 10 Jahre für umme arbeiten. Und das war erst der erste Tag! Nein. Quatsch. Es hat Spaß gemacht. Nicht nur uns. Auch denen, die wir besuchten. Und ich freu mich richtig auf morgen!!!

Tag zwei:

Was bin ich müde. Aber: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wir starten zeitig in Richtung Kyritz. Und machen einen kleinen Umweg zu Herrn Heine, denn da haben wir gestern einen der Gurte für die Kamera liegen lassen. Dann der erste Termin: REO. Große Firma, irgendwas mit Elektromobiltät. Ich hab mir gar nicht erst die Mühe gemacht, das zu verstehen. Joseph schon. Der ist total begeistert, lässt sich alles erklären. »Wie ein Werkraum in der Schule. Nur viiiel coooler!«

Die Atmosphäre hier ist spürbar angenehm. Die Kollegen aufgeschlossen, freundlich. Auch sie fragen uns, was wir so machen, lassen sich die GoPro zeigen. Und wie ich da alle an ihren Plätzen sitzen sehe, erinnere ich mich an meine Schwester im Zahnlabor. Diese frickeligen Arbeiten…so gar nicht meins. Ich würde regelmäßig mit nem Hammer drauf haun. Naja und wäre den Job wohl schnell wieder los. Dieses synchrone: »Guten Morgen«, Köpfe heben, grüßen, wenn wir eine neue Halle betreten, ist witzig.

Es macht Spaß. Irgendwann habe ich die Orientierung verloren, aber wir haben so viel Filmmaterial, dass es für ne eigene REO- Kampagne reichen würde. Cool.

Nächster Halt: Alutrim. Damit haben wir gleich zwei große Firmen hintereinander besucht. Auch hier: Corona- Fragebogen ausfüllen. Hände desinfizieren. Soweit alles klar. Aber dann gehts los. In die Liste eintragen, unsere Verschwiegenheit erklären, Warnweste anziehen und dann kam die Frage, ob wir Arbeitsschuhe dabei haben. Ähm…bitte? Klar. Hab ich immer in der Handtasche. Ja, die mit Stahlkappe. Es geht dann auch ohne. Dafür werden wir begleitet vom Betriebsrat, einem Produktionsleiter (oh, ich bin mir gar nicht mehr sicher, Verzeihung) und einer Assistentin der Qualitätsleitung. Leute dürfen nur nach Rücksprache fotografiert werden UND! Ganz wichtig: In bestimmten Bereichen darf gar nicht fotografiert werden. Streng geheim das Ganze. Hier werden nämlich für Audi, Porsche, Siemens oder Maybach Aluminiumteile hergestellt. Gucken Sie mal nach der vorderen Tafel an ihrem Geschirrspüler. Jaa, genau. Oder nach Zierteilen in ihrem Auto. Vielleicht stammen die hier aus Kyritz.

Ohne Frage war das echt faszinierend. Sogar für mich. Mein Sohn hat rote Wangen. Hochmoderne, riesige Maschinen, Wahnsinn. Als wir das Gebäude verlassen, bin ich überrascht, dass wir keinen neuen Pass, keine neue Identität verpasst kriegen. »Und was ist mit nem Zeugenschutzprogramm?« will ich noch fragen, aber da ist die Tür schon zu.

Der dritte Besuch gilt dem Autohaus Dullin. Das kennt man ja nun wirklich vom Vorbeifahren. Oder? An der B5. Ihr wisst schon. Mal was Greifbares zur Abwechslung für mein Hirn. Obwohl ich genauso wenig Ahnung von Autos hab wie…von E- Mobilität und Alu- Zierteilen. Das Thema allerdings passt. Ha! Fällt mir jetzt erst auf!

Hier werden also Autos verkauft, repariert, vermietet. Der freundliche Schrauber -tätowiert, was coole Fotos gibt;-)- fährt für uns die Hebebühne hoch. Dana Dullin (Junior- Chefin) poliert mit der Kamera vorm Brustkorb die Motorhaube eines Wagens. Wir feixen. Hach, das wird cool! Dann spielen wir einen Autokauf nach. Und als Dana mir im Wagen sitzend den Schlüssel aushändigt, überlege ich kurz: »Daaankeeee!« zu rufen und davon zu rasen. So eine Chance sollte ich mir doch nicht entgehen lassen!

Joseph sagt hinterher:

»Das ist wie ein 40minütiges Praktikum in allen Firmen der Stadt!«

Ja, stimmt. Überall reinschnuppern, interessante Dinge erfahren, ein Gefühl kriegen für das, was hier läuft. Genial.

Wie gestern machen wir daheim ne halbe Stunde die Augen zu. Sooo viel Input! Aber großartig. Ehrlich! Morgen stehen mehr Termine an. Eijeijei und Vorfreude.

Tag 3

Dieser frühe Start ist schon echt ungewohnt. Aber auch genial. Morgens in die Stadt zu fahren, mit einem Kaffeebecher in der Hand, die Sonne aufgehen sehen, erste Händler, die Blumen vor ihrem Laden drapieren, der noch leere Marktplatz…Herrlich. Der Tag beginnt zögerlich, aber dann mit Kraft. (Eine Stunde später ist tatsächlich Gewusel in den Straßen!)

Wir holen Brötchen vom Bäcker, denn Kerstin (Wohndekor Streege) hat uns ein Frühstück versprochen. Das nenn ich mal einen guten Start! Auf der Dachterrasse mit Bick über die Dächer bis zum Rathaus essen wir Käse und Feigen und frische Marmelade auf noch frischeren Brötchen.

Viel Zeit haben wir nicht. Schließlich sind wir zum Filmen hier. Trotzdem fühlt es sich gerade wie ein Urlaubstag an. Im Laden (frisch renoviert, weil 20stes Jubiläum!) schnallen wir Kerstin die Kamera um und sie rollt geduldig Stoffballen auf und ab. Bügelt später für uns Gardinen, zerschneidet Polsterstoff. Das werden tolle Aufnahmen.

Wir verabreden uns für später, denn jetzt steht erstmal die Mosterei auf dem Terminplan. Es ist nicht so leicht, auf dem Gelände jemanden zu greifen, alle schwer beschäftigt. Eine Mitarbeiterin, die wir ansprechen, weiß leider von Nichts. Sie führt uns in die große Halle, in der es nach warmem Apfelsaft riecht. Der Chef an der Abfüllanlage schüttelt angespannt den Kopf. Ich kürz das hier mal ab. Wir werden unsanft weggeschickt. Ich fühl mich wie ne lästige Reporterin von der BILD- Zeitung. Dabei hat sich doch jeder selbst eingetragen in die Termin- Liste?! Naja, wer weiß, was da schiefging. Schade ist es allemal. Es wären tolle Aufnahmen geworden. Doch, ich bin angesäuert. Darf man um 9 schon Schnaps trinken?

Ob Kerstin meinen Kaffee schon weggekippt hat? Wir fahren jedenfalls wieder zurück in die Stadt und klingeln erneut bei Kerstin Streege, die nämlich auch süße Ferienzimmer vermietet. (Ferienhaus Alter Speicher) Und noch einmal schnallen wir ihr die Kamera um und schicken sie die steilen Treppen hoch. Auch aus ihren Ferienzimmern hat man einen herrlichen Blick.

Gleich gegenüber der nächste Teilnehmer: Alsitec. Alarm- und Sicherheitsanlagen, Brandschutz, pipapo … Hat mich bisher nie interessiert, ich hab nix zu sichern. ;-) Aber als uns Wolfgang Wittkopf ein paar Gegensprechanlagen zeigt, bin ich begeistert. Ich könnte theoretisch ne Info aufs Handy kriegen, wenn jemand an meiner Tür daheim klingelt und ihm sagen, dass ich in ner halben Stunde zurück bin. Oder nie mehr, falls es die Schwiegermutter ist. (Ich hab keine. ;-) Oder ich könnte abends gucken, wer alles so da war. DAS wärs!

Und ja, es gibt auch einen Schlüsseldienst. »Damit verbinden uns die Meisten«, lacht der Chef und leiert ein wenig mit den Augen. »Dabei macht das nur 5% unserer Arbeit aus«. (Es gibt im Laden 1197 Rohlinge. Braucht ihr auf dem Foto also nicht nachzählen. ;-)
Man kann auf die Schlüssel was drauf gravieren, erklärt uns ein freundlicher Kollege und wir binden ihm gleich mal die Kamera um. »Was denn?« frag ich dämlich. »Achso, die Adresse?« »Genau. Damit der ehrliche Finder weiß, wo er die hinbringen kann.« Dann dämmerts erst bei mir.» Naja, aber er müsste nicht klingeln, sondern könnte aufschließen und den Schlüssel leise ans Schlüsselbrett hängen.« Die Idee findet der Kollege super.

Interessant ist die Lasermaschine, mit der Melanie Wittkopf Logos, Texte und sogar Porträts auf fast jedes Material bringen kann. »Und Augen lasern?« frag ich nach, aber ja, der Witz war flach. Das ist ne schöne Geschenkidee, kann ich euch hier mal sagen!

Wir schlendern ein wenig über den Markt und warten dann auf den Bus. Ich bitte 3x Autofahrer, ihren Wagen ein Stück weiter zu parken, damit ich vorm Rathaus ein Foto mit Bus machen kann. Wenn ich mich einem Auto nähere, gucken alle irritiert bis angespannt. Ich weiß nicht, womit sie rechnen, dass ich n Messer zücke? Knöllchen verteile? Auch einer der Busfahrer schnarcht uns an, was das mit den Fotos soll. »Huiiih, sorry, wir waren mit Frau Weyhrich verabredet, aber dann kommt der wohl noch.« Ich weiß gar nicht, was Leute immer befürchten, was man mit so einem Bild macht. Hmmm. Naja.

Aber dann kommt „unser“ Bus. Babett steigt aus. Sie arbeitet beim ORP (OstprignitzRuppinerPersonenNahverkehrsGesellschaft) und hat für uns die Tour organisiert. Irgendwie ist das cool. Wann bin ich das letzte Mal Bus gefahren???

Auch Iris, die hinterm Steuer sitzt, bekommt eine Kamera um und kutscht uns routiniert durch die Stadt bis zur Goetheschule, wo wir mehrmals versprechen, auch wirklich nur die Füße der Kids beim Einsteigen zu filmen. (Na da bin ich gespannt, wie viel Anrufe von irritierten Eltern es morgen geben wird!).

Mann, ist das laut in so nem Schülerbus! Hilfe! Nee, das wär nich so meins. Und die Verantwortung! Gut, dass Babett dabei ist, sonst hätte wohl doch wer die Polizei gerufen. So können wir auch dem Erzieher am Hort erklären, warum die Erstklässler heute ein paar Minuten früher da sind und warum wir Fotos gemacht haben usw. Die Knirpse winken uns tatsächlich, als wir weiterfahren. Hach…süß.

Wir haben uns jetzt einen Kaffee und was Handfestes verdient und machen noch ein kleines Picknick am See, bevor wir dann auf die nagelneue Fähre der Insl steigen. Bissl verwirrend war das schon. Jetzt, wo da Bauzäune stehen und man gar nicht sieht, wo die Fähre hält. Oder wann. Da fehlt ein Schild. Kann das sein?

Und so rennen wir aufgeregt natürlich vom falschen Steg zu Basti, der als heutiger Fährmann eine Runde mit uns dreht. Die neue Fähre ist elektrisch und voll leise. Auf die Insl wollen wir nicht rauf, zumindest ist da grad ne Trauung und wir wollen nicht stören. Das Ambiente zum Heiraten ist echt traumhaft. Nicht erst einmal durfte ich Fotos während einer Zeremonie dort machen. Und überhaupt ist die Insl wohl ein Sahnestück der Region. Ein Geschenk des Himmels. Oder Poseidons?

Marie sagt übrigens immer, das verschwundene e im Wort Insl hat die Villa Meehr in Bantikow bekommen. Zwinker Zwinker. Und pünktlich zum Ende des dritten Akkus steigen wir wieder an Land.

Wir winken Basti, der fast lautlos wieder davonschnurrt und wackeln zum Auto.

Was bin ich müde! Joseph auch. Und so machen wir daheim wieder ein halbes Stündchen die Augen zu. Ein anstrengender, aber cooler Tag liegt hinter uns. Einmal noch. Yes.

Tag 4

Als wir am Donnerstag Abend die Liste für Freitag durchgehen, meint Joseph: »Morgen haben wir erste Stunde frei!« Ich muss laut lachen. Ja, so fühlt es sich an. Erste Stunde frei, erst um 9 loslegen. Ausschlafen. Der Wecker klingelt trotzdem um 6 Uhr. Aber es wird nicht ganz so stressig.

Erster Termin: Raiffeisenbank Kyritz. Ooooch und ich komme wieder nicht an den blöden Schlitz für die Karte, damit sich die Schranke zum Parkplatz öffnet. Wer denkt sich denn bloß sowas aus? Ich zirkel also mit meinem Auto hin und her, bis der Arm lang genug ist, die ec- Karte einzuführen. Aber die ist … in der Handtasche auf dem Rücksitz. Unter dem Fotokrempel. Natürlich. Ommmmm.

Die Mädels in der Bank warten schon. Haben sich für uns flott gemacht. Also nicht, dass die Damen hier sonst in Jogginghose stehen, aber alle haben brav ihre hellblauen Tücher um. Sabine Keßler - Kundenberaterin- ach und das muss ich an der Stelle einfach erwähnen- hat mir als Kind das Fahrrad-fahren und Zöpfe-flechten beigebracht. Sie war sechs Jahre älter und wohnte in der wenig besiedelten Dreetzer Nachbarschaft. Was hab ich sie angehimmelt! Na, das gehört nicht hierher, aber erklärt vielleicht die lockere Stimmung, die gleich nach unserem Erscheinen herrscht. Sabine fragt Joseph, wie er die Tücher findet. Ach Herrje. Joseph: »Hmmm, sieht bissl nach Pfadfinder aus.« Was hat sie erwartet? Er ist mein Sohn! ;-D

Erste Kunden sind irritiert über den Auflauf im Foyer. Ich erzähle verschiedene Geschichten: Der 100ste Kunde gewinnt heute 1000€…bekommt den Schlüssel für ein Schließfach seiner Wahl … usw. Herrlich.

Für die Filmsequenzen spielen wir: Ich gehe mit meinem Sparbuch Geld abholen. Das gibts so gar nicht mehr, erklären die Damen, aber ich bin altmodisch und beharre drauf. Schließlich war das immer mein Traum. Die dicke Marie vom Sparbuch zu holen. Ich besitze keins. Als mir die Angestellte das Geld hinblättert, greife ich es und brülle in Josephs Richtung: »Lauuuuuuf!« Es reagiert keiner. Wahrscheinlich können sie genau einschätzen, wer trainierte Beine hat und wer eher nicht. Naja. War ein Versuch.

Dann filmen wir die Schließfächer, die Kollegin packt einen Goldbarren rein. »Der ist auch nur aus Plaste« sagt Ute Schmidt und ich zucke nur kurz mit dem linken Auge. Eine Flucht lohnt nicht.

Als wir einen Stapel Geld in die Geldzählmaschine legen, halte ich wie immer die Luft an. Passiert mir ja selten, dass ich was einzahle, aber ich stelle mir immer vor, die Kollegin verwechselt das Gerät mit dem Aktenvernichter. Wäre ja möglich, oder? Noch ein Gruppenfoto mit dem Vermerk, die Azubine ruhig einzustellen, allein, weil sie so schön lacht … und dann muss es auch mal reichen. Die Damen sind völlig aufgekratzt, winken uns hinterher, rufen: »War schön mit euch!« »Mit euch aaaahaaaauuuuch!« rufen wir zurück.

Ja, so muss das sein!

Wir lachen noch ne Weile, tatsächlich auch, als ich mir wieder an dieser dämlichen Schranke den Rücken verdrehe.

Zweiter Termin: Lilalustig- Kinderspielzeug Erster Gedanke: Schön bunt hier. Zweiter: Gott sei Dank muss ich hier nicht mehr einkaufen. Dritter: Hoffentlich hab ich da Lust drauf, wenn ich mal Enkel habe. Nach Viertens suche ich nicht, denn ich quieke…»Aaaah, das hab ich schon mal im Internet gesehen!« Ist so ein moderner Zauberwürfel. Wer sich sowas immer ausdenkt! Coool. Kauf ich meinem Sohn. Der große Sohn schiebt derweil eine Ente am Holzstab über den Boden. Patsch patsch machen ihre Füße. Er freut sich. Alles klar.

Wir lassen Marlies Köhler Ballons aufblasen, eine Runde durchs Kinderschlaraffenland drehen und gerade wie wir ein Beratungsgespräch imitieren wollen hält draußen scheinbar ein Bus. Es strömen jedenfalls 2x 4 Leute plus 2 einzelne auf den Laden zu. Ich bremse und verweise auf Corona. Ein junges Paar mit quengelndem Knirps beguckt die Geburtstagskiste. Oha. Für nen 2- jährigen. Nicht schlecht. Als der Knabe lauter wird, entschuldigt sich Mama: »Ist sein erstes Mal hier.«

Ist vermutlich auch ihr erstes. Ähm, Kind. Denn sonst wüsste sie, dass man mit einem Kind nicht in ein Spielwarengeschäft geht. Aber jaa, ging mir damals auch so. Mein erstes Mal im Schlaraffenland. Aber das war bei Karstadt, und ich war 18.

Oma möchte noch nen Traktor für den Steppke. Den Großen, der draußen steht. »Geh mal raus mit Papa, kannste dir schon nehmen«. Echt jetzt? Und nachher soll er den wieder hergeben? Na ob DAS so ne gute Idee ist. Katrin… mach dir keine Gedanken. Nicht dein Zirkus. Nicht deine Affen. Nacheinander werden die Kunden bedient. Dann ist wieder Ruhe. »Verrückt ist das manchmal..« schüttelt Marlies lachend den Kopf.

Dann haben wir ein bissl Luft. Besuchen Jürgen Herlth im Seven Sundays, erklären ihm, dass er auf keinen Fall das geborgte Kissen wiederbekommt und ich muss mich glatt noch mal hinlegen. Er grinst einfach nur. Vielleicht sollte er mich immer präsentieren bei seinen Beratungsgesprächen. Ich käme einfach rein, würde mich hinlegen, einschlafen. Wenn DAS die Kunden nicht überzeugt! Ich könnte jeweils eine Provision verlangen und mein Geld sozusagen im Schlaf verdienen. Haaaach! Einen Kaffee lehnen wir ab, das würde meinen Schlafmodus stören.

Auch bei Frau Mewes (Kindermoden) schauen wir kurz rein. Ein paar Fotos hat sie sich gewünscht. Aber das ist ihr dann doch zu spontan. Sie räumt gerade um und auf…Na gut. Dann nächste Woche. War ja auch wirklich leicht überfallkommandig.

Wir machen noch ein paar Fotos und Videos auf dem Markt. Wobei … Joseph hatte sich den Marktplatz vermutlich anders vorgestellt. Vermutlich mit flatternden Hühnern, Eiern, mit Obst- und Gemüseständen, Blumen… Und jaa, das wären schöne Aufnahmen geworden. Aber allzu romantisch wirkt unser Markt eher nicht. trotzdem ist es toll, dass es ihn gibt.

Letzter Termin für heute…und für die Woche…Jaaaa!, unser letzter Dreh überhaupt- ist noch mal ein Highlight. Der Heinrichsfelder Flughafen…ähm…platz. Flugplatz. genauer: Die Ardex Flugschule.

Ab wann sagt man denn Flughafen? Gibts da ne Definition? Es ist der Wahnsinn! Alle 7 min. startet und landet hier grad ein Maschinchen. Flugschüler üben, in dem sie nur kurz aufditschen und gleich wieder durchstarten. Jemand holt sein repariertes Schmuckstück und fliegt wieder heim. Wir sind begeistert. Ich könnte noch ewig so zuschaun. Jaaa, das hat schon was. Anja Mönck , die uns übers Gelände führt, hat selbst ein Leuchten in den Augen. Sie verspricht, wenn wir für sie ein Imagefilmchen drehen, darf Joseph mitfliegen. MUSS er ja sogar! Ich werde sie beim Wort nehmen. ;-)

Sehr beeindruckend ist auch der Flugsimulator. Der arme Kerl im „Cockpit“ fliegt gerade durch eine dichte Wolkendecke und bekommt englische Anweisungen aus dem Tower. Das ist so realistisch, dass man sich am liebsten anschnallen möchte. Und Tomatensaft bestellen. Cool.

In der Halle hängen wir einem der Jungs (die scheinen alle gecastet worden zu sein) die GoPro um. Sie müssen an einer der Maschinen werkeln. »Vergesst mir nachher keine Schraube!« Haaaha.

Beeindruckend. Ehrlich. Ich glaub, wir verbringen eineinhalb Stunden auf dem Gelände. Danke noch mal an Anja und die Jungs für die geopferte Zeit. Wobei… ist ja ihre Werbung letztendlich, ge? ;-)

Tja, und das wars. Wir fallen daheim mit einem Kaffee in die Gartenstühle. Was! für! eine! Gei coole! Woche!!!! Unglaublich! Wir sind happy. Aber auch völlig durch. Joseph sagt: » Schade, dass es vorbei ist. Aber irgendwie auch beruhigend, zu wissen.«

Die eigentliche Arbeit geht nämlich jetzt erst los. Allein das Material hochladen dauert Tage wegen der riesigen Datenmengen. Alles sichten, sortieren. Und dann: Schneiden. Zusammenfügen. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir das Ergebnis präsentieren können.

Ich danke der Stadt Kyritz und insbesondere Doreen Wolf.

Ich danke allen Mitwirkenden für ihre Zeit, Geduld, Begeisterung. Es war toll.

Und ich danke allen, die bei Facebook dabei sind und den Daumen heben. Ich bin überwältigt von so viel Interesse und positivem Feedback. Teilt ruhig ordentlich, denn dieses wunderbare Projekt ist eins der Stadt Kyritz. Und es geht weiter. Also schön aufpassen!!! ;-)

Am meisten danke ich aber meinem Sohn. Dafür, dass er mein Sohn ist.;-) Wir sind uns sehr nahe. Haben den selben Humor … Kreativität … Und sind dadurch vielleicht auch dienstlich ein unschlagbares Team.

Naja und so heule ich dann auch wieder am Bahnhof, als ich ihn in den Zug nach Berlin/ Potsdam setze. Aber nur ganz heimlich. Und auch erst im Auto. Ehrlich.